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Davies der neue Gejagte

Wednesday, 6 April 2016 08:35 GMT

Chaz Davies feierte in Argon einen starken Doppelsieg. Der Waliser will nun auch in Assen Druck auf Sykes und Rea machen.

„Wer wird der König von Aragón?“ Diese Frage stellte WorldSBK.com vor dem letzten Wochenende. Nun stellt sich die Frage: Ist die Wachablösung in der MOTUL FIM Superbike Weltmeisterschaft eingeläutet?

Chaz Davies hat in Spanien wahrlich dominiert und es scheint, dass der Waliser das letzte Wochenende und die nun begonnene Europa-Saison als Sprungbrett nutzen wird. Davies gewann beide Rennen souverän und kam im zweiten Rennen um sechs Sekunden vor den Kawasakis ins Ziel. Er liegt im Titelrennen nun auf Platz zwei, 26 Punkte hinter Weltmeister Jonathan Rea.

In Aragón hatte Ducati eine ganze Reihe von Upgrades im Gepäck, mit denen es für Davies klar vorwärts ging. Die offensichtlichste Änderung war die Auspuffanlage der Panigale. Gegenüber WorldSBK.com wurde zwar bestätigt, dass es keine große Leistungssteigerung gegeben habe, doch der Motor wurde aufgrund dieser Anpassung um einiges besser. Davies hatte nun viel mehr Vertrauen das Gas aufzureißen – und nicht nur das, er konnte in beiden Rennen sein Überholmanöver, welches ihm schließlich den Sieg bringen sollte, am Ende der langen Geraden platzieren.

Für Ducati schein die Wende geglückt. Zwar konnten sie schon letztes Jahr in Aragón gewinnen, doch der Panigale R fehlte es nach diesem ersten WM-Laufsieg manchmal noch hier und da an etwas. Jetzt, ein Jahr später, sieht es so aus, als habe sich das Motorrad zu einem wahren Titelaspiranten entwickelt.

Davies hätte in Australien beide Rennen gewinnen können, hatte in Thailand im zweiten Rennen die Pace für den Sieg und dominierte in Aragón. Dem ehemaligen Supersport-Weltmeister scheint dieses Jahr alles locker von der Hand zu gehen. Die Ruhe und Besonnenheit in seiner Box ist beeindruckend. In Thailand ging der erste Lauf quasi noch voll in die Hose, im zweiten Rennen hatte man eine Sekunde pro Runde gefunden. Kawasaki-Team-Insider sagten dort schon, dass wenn das Rennen noch zwei Runden länger gegangen wäre, Davies gewinnen hätte können.

Davies’ methodische Einstellung zum Rennsport harmoniert perfekt mit der Herangehensweise von Ducati. Und der Brite hatte dieses Jahr noch nichts, was ihn hätte beunruhigen können.

Aber ähnliches kann auch über Rea gesagt werden. Im ersten Lauf hatte er mit einer schwierig handlebaren Kawasaki Ninja ZX10-R zu kämpfen und trotzdem bekam er diese in den Griff. Rea startete aus der zweiten Reihe, nachdem er am Freitag „mit dem Setup in die komplett falsche Richtung“ gegangen war. Als es dann aber um Punkte ging, holte er zwei Podeste. Wie er sich im ersten Lauf anpassen konnte, war einfach nur stark. Am Sonntag hatte er dann aber ein wahrliches Problem, welches ihm mächtig Vertrauen in das Paket unter sich kostete.

Das Vertrauen von Tom Sykes steht derweil nicht in Frage, bei ihm geht es vorwärts. Zum zweiten Lauf in Folge konnte der Ex-Weltmeister die gleiche Punktanzahl mitnehmen, wie sein Teamkollege. Nach den Rennen machte Sykes klar, dass er mehr als zuversichtlich in die Europa-Saison blickt. „Ich habe in Thailand und hier gezeigt, dass die Reifen für mich kein Problem mehr sind. Mit den Setup-Verbesserungen wird es am Ende sogar besser“, sagte er hinsichtlich des alten Problems, dass die Reifen nicht über die Distanz hielten.

Nach Aragón ist klar, dass alle etwas finden müssen, um den Rückstand auf Ducati und Davies zu schließen. Andererseits muss man bedenken, dass Ducati dieses Rennwochenende wohl schon lange im Kalender als dasjenige angestrichen hatte, bei dem man vorsichtig mit 50 Punkten rechnen konnte. Assen wird auch wieder eine starke Strecke von Davies sein, trotzdem wurde er dort letztes Jahr zwei Mal von Rea geschlagen.

Doch der sogenannte „Schwung“ ist im Rennsport eine ganz eigene Kraft. Wenn der Wind für dich steht, dann kann deiner Meinung nach auch nichts schief gehen. Wenn dann aber doch, dann ist das Gefühl schnell da, dass dieser Schwung einfach weg ist und ihn nichts zurück bringen kann. Davies hat diesen Schwung jetzt und muss den in den Niederlanden umsetzen. Und den Druck auf Kawasaki verstärken.

Letztes Jahr dominierte Jonathan Rea in Assen. Aber 2016 stehen die Anzeichen derzeit leicht anders und wir dürfen uns auf einen mehr als spannenden Titel-Fight in der WorldSBK freuen!